die sessions, teil 10 & über meine bilder 4
Hier nun das letzte Bild meiner Session-Serie, die ich irgendwie dem Corona Shutdown verdanke. Zunächst tat sich durch diese Maßnahme ein unerwartetes Zeitfenster auf, das ich mit einer Malerei der anderen Art gefüllt habe. Die lange aufgeschobene Teil-Renovierung unserer Wohnung war der erste Corona-Effekt. Zudem wurden einige Alltagsroutinen geschreddert. Ein einfaches Weiter-So gabs nicht. Die Ausstellung im ONE WORLD in Reinstorf, die kurz vor dem Shutdown noch eröffnet worden war, ruhte hinter verschlossenen Türen und es war nicht absehbar, wann es weitergehen würde. Aktuelle Infos auf der One World Webseite, die Bilder sind während der Öffnungszeiten zu besichtigen, befinden sich allerdings in Räumen, in denen unterschiedlich lebendiger Restaurationsbetrieb stattfindet. Was dort an Speisen angeboten wird, ist sehr abwechslungsreich, schmackhaft, nach Rezepten aus aller Welt, dabei zu moderaten Preisen, gekocht und serviert von freundlichen Menschen, ebenfalls aus aller Welt. Große Empfehlung!
Die Ausstellung im Wasserturm war gerade geschlossen, da folgte auch schon die nächste. Ich war in der glücklichen Situation ungefähr 50 % neue Bilder zeigen zu können, aber es waren, bis auf wenige Ausnahmen, Bilder, die in dem gleichen Zeitraum entstanden waren, wie die schon in der ersten Ausstellung gezeigten. Sie repräsentieren eine produktive Zeit, aber ich wollte auch nicht ins „serielle Fach“ wechseln, indem ich nur noch Variationen des schon entstandenen anfertigte. Die Record Shop People waren meine erste „Session“ (wie ich es inzwischen nennen würde), die ich für mich abgeschlossen hatte mit der Collage, die in der neuen Ausstellung zu sehen ist und nahezu die gesamten Porträts dieser Zeit zusammenführt. Die erste Transformationsphase war gefolgt, sie bleibt noch offen, aber sie wird nur noch spezielle Hinzufügungen erleben, so wie ich es mit dem Bild „laughing fish“ aus meiner Sicht geschafft habe. Ich begab mich also auf die Suche nach einem neuen Spirit, fand aber zunächst keinen neuen Zugang. Also hieß es dann, alles los zu lassen. Die Vorstellung einer Session schien mir diesen Versuch passend auszudrücken.
Wenn ich von „Sessions“ spreche, so will ich vor allem den offenen Charakter der Arbeitsweise betonen. Hier ist nichts im Vorhinein geplant, man möchte Dinge ausprobieren, die Resultate sollen sich erst im Verlauf der Arbeit entwickeln. Es gibt keine starren Erwartungen. Auch Zwischenergebnisse sind ein Erfolg, neue Ideen, die zu neuer Motivation führen, werden erhofft, vielleicht wird sogar ein neuer Schritt in der eigenen künstlerischen Entwicklung gemacht.
All das, heruntergebrochen auf meine eigenen Horizonte und Perspektiven, hat sich für mich daraus ergeben. Neue Techniken haben sich zu entwickeln begonnen, neue ästhetische Reize haben nicht zuletzt mich neugierig gemacht und verblüfft und ich bin mir sicher, dass noch viele produktive Wochen und Monate vor mir liegen. Wichtigste Neuerung für mich ist die Hinzunahme von Acrylfarben in meinen Gestaltungsablauf. Auch mit diesem neuen Medium bleibe ich meiner Vorliebe für transformatorisches Gestalten treu. Ich habe nämlich nahezu ausschließlich diesmal eigene Werke als Grundlage verwendet und zog ihnen eine „Acrylhaut“ über. Dies tat ich mit kleinen Spachteln oder Zahnbürsten usw. immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Oberflächenstrukturen. Im gleichen Moment habe ich aber auch wieder versucht Zugänge zu den daunter liegenden Bildschichten zurück zu gewinnen, indem ich wiederum Spachtel oder Messer usw. zum Abtragen oder Durchbrechen der Schichtstruktur benutzt habe. Es ist ein sehr enger Zeitrahmen in dem beides passieren muss, wodurch formale Überlegungen weniger im Vordergrund stehen können. Was so intuitiv entsteht, wird durch die Fotografie mit dem Handy wiederum in ein digitales Bild verschoben und bekommt dann durch die Wahl des jeweiligen Ausschnitts eine formale „Veredelung“, einen spezifischen Fokus, die „Genialität“ des herausgeforderten Zufalls, den man durch die abschließende Farbakzentuierung u.v.a. vor dem Druck noch unterstützend ergänzt. Die Entscheidungen über alle genannten Arbeitsschritte und die Wahl sowie die Art der Anwendung dieser Werkzeuge, sind Prozesse, die für mich noch in den Anfängen stehen, und noch lange offen bleiben sollen. Im Moment habe ich fast nur Resultate im DIN A4 Format (daraus ließe sich eine kleine feine Ausstellung machen…). Ich strebe aber auch zu größeren Formaten und habe dabei ein unkalkulierbares Experimentierfeld vor mir. Es dürfen gerne die unkonventionellen Lösungen sein, die mir dann hoffentlich bald begegnen.