hallo & hello (aktualisiert 10/2020)
Na gut, hatte ich zu meinem Freund gesagt. Überredet! Wir machen eine Website für meine Bilder. Dann musst du etwas dafür schreiben, was wir an den Anfang stellen können, hattest du gesagt. Ich denk drüber nach, hatte ich gesagt. Ich fing an meine Bilder zu sichten. Was kam in Frage ? Aber die Aufgabe einen Text zu schreiben, blieb eine ganz Zeit lang unerledigt. Doch dann wachte ich eines Morgens auf, und wußte worüber ich schreiben konnte. „Es gibt etwas, das ich dir sagen möchte…..“ * ist die erste Zeile eines Ronnie Lane Songs für die Small Faces, eine der großen Gruppen der sechziger Jahre. Der Song, den ich beim Aufstehen so vor mich hin sang, war schon die Reaktion auf einen anderen Gedanken, der mir an diesem Morgen gekommen war. Wie kann ich die offensichtliche Anmaßung begründen, dass ich, ein absoluter Nobody ohne entsprechende Ausbildung mich als „Macher von Bildern“, aber irgendwie auch als „Künstler“vorstellen wollte.
Ich hatte die Idee, dass ich eine Art Selbstversuch ankündige. Was würde wohl alles passieren, wenn ich die Dinge einfach geschehen ließ. Vor meiner Bilderzeit hatte ich mich sehr für das Schreiben von Songtexten interessiert. Und an diesem Morgen war mir wieder eingefallen, was ich auf den ersten Seiten eines Buchs über Songwriting gelesen hatte. Am Anfang dieses Buchs hatte die Autorin Andrea Stolpe**, selbst Songwriterin und Dozentin beim Berkleemusic Songwriting-Programm in den USA, ihre Überlegungen mit der für alle Anfänger aufmunternden Aussage begonnen: „Wenn du versuchst, einen Song zu schreiben, hältst du die Feder eines Künstlers „*. Was für einen Anfänger des Songwritings gilt, lässt sich aber auch für einen Anfänger in der visuellen Kunst formulieren. In dem Moment, in dem man beginnt, ein Bild zu malen, mit „der Feder eines Künstlers“ in der Hand, nimmt man die Perspektive eines Malers ein. Das bedeutet, auch der Anfänger oder Amateur muss von Anfang an Entscheidungen treffen, die künstlerische Entscheidungen sind. Man wird zum „Künstler“ durch die Hinwendung zu einer freien gestalterischen Aufgabe, schon bevor der erste Kontakt des Pinsels oder eines anderen Werkzeugs mit der „Leinwand“ stattfindet. „Künstler werden“ bedeutet, eine Rolle in einem neuen Theaterstück zu übernehmen. Ich habe im Laufe des Jahres 2017 begonnen, diese Rolle zu übernehmen, oder sollte ich sagen, die Rolle hat mich übernommen. Manchmal fühlt es sich so an. Warum auch immer, ich nannte diese dramatische Figur, die begonnen hatte ihre eigenen Bilder zu machen „hausmeister-heuser“.
Die Besetzung meines Selbst durch ein weiteres Ich, den hausmeister-heuser-Charakter, wurde durch eine Technologie möglich, die jeden Tag und jede Nacht und fast für jeden zur Hand ist. Es ist das smart phone, in Old Germany auch Handy genannt. Es ist ein perfektes Werkzeug für den Anfang. Es ist die Leinwand, es hat die Pinsel und die Farben. Und zugleich ist es auch ein Lehrmeister. Denn jedes Bild, das in seinem Speicher gesammelt ist, ist eine Herausforderung. Man kann mit einem Eingabestift oder erstmal nur mit dem Finger – so habe ich es nämlich gemacht – den Linien eines Fotos folgen oder diese Linien überqueren, man kann ähnliche Farben wählen oder die Farben vollkommen ändern, versuchen, jedes Sandkorn zu malen, indem man ein Bild aufbläht oder sich auf den Kontrast von Dunkel und Hell konzentrieren. Und immer wieder hörte ich die aufmunternde Souffleuse aus dem Handy zu mir sprechen: Versuche dies, tue das, lass dich nicht entmutigen. Sieh, was passiert. Sei einfach, sei komplex. Bleibe empfänglich, finde deinen Stil, oder leugne jeden Stil. Akzeptiere vor allem keine Grenzlinien wie offiziell beglaubigte Qualifikationen. Du bist kein Techniker, der etwas falsch machen oder versagen kann, du bist ein Künstler! Wenn du willst! Und deine Ergebnisse sind Kunst. Und diese Kunst kannst du immer weiter treiben, bis sie vielleicht ganz und gar zu deiner Kunst geworden ist.
Irgendwann gab ich den Widerstand auf und wurde dieser hausmeister-heuser. Dies ist der eigentliche Weg zur Pop-Art. Nicht, wenn sich ausgewisene Künstler mit populären und alltäglichen Dingen wie Suppendosen oder Pissoirs beschäftigen, sondern wenn die Menschen auf der Straße, also wir alle, das kreative Selbst entdecken und befreien, das in jedem von uns lebt.
Auf dieser Website versuche ich, am Beispiel, das ich mir selbst bin, nämlich diesem hausmeister-heuser folgend, fest zu halten, was geschieht, wenn man es wagt, sich immer wieder dem Strom eines kreativen Tuns zu überlassen. Wer Interesse daran hat, mit zu kommen, der möge sich jetzt herzlich eingeladen fühlen. Also komm/t mit, oder wie wir, alt und jung, inzwischen gelernt haben zu sagen: Follow me“. Und fangt an, Euch eure eigenen Bilder zu machen!
Euer hausmeister-heuser
– Meine Beiträge habe ich größtenteils mit Hilfe eines Übersetzungstools (www.deepl.com) ins Englische übertragen. Es hat mich begeistert, wie gut diese Übersetzungen ausfielen.***
Diese Website will einem Prozess folgen und diesen dokumentieren. Sie folgt also einer Chronologie, die, so ist meine heroische Idee, sich zu einem „Werk“ eigener Art aufbauen soll. Ein mögliches Scheitern inbegriffen. Ich werde meine Bilder zeigen, ich werde sie kommentieren, ich werde einige Geschichten dazu erzählen, ich werde versuchen über das, was ich tue, Beiläufiges und Nachgedachtes zu schreiben und was sonst noch zu mir gehört, hinein mixen. Aber ich werde auch ab und zu in das Festgehaltene eingreifen, meine Texte haben für mich nicht den Status historischer Dokumente, sondern sind Bausteine einer Erzählung.. Ich werde zu gegebenem Zeitpunkt mal etwas zusammenfassen, vielleicht mal Bilder austauschen, Formulierungen ändern, wenn ich das für die Gesamtdarstellung für wichtig halte, oder wenn dadurch Gedanken nachvollziehbarer werden. Ich möchte also die Darstellung verbessern, nicht verfälschen.
Zu guter Letzt: Ich lade meine Leser und Betrachter zu einem Dialog ein.
***Es ist für den Leser, wie inzwischen auch für mich, nicht mehr wirklich auseinander zu halten, wie weit das Tool getextet hat und wo eine Formulierung von mir steht. Aber ich will auch keine Noten für mein Englisch. Hauptsache, das, was ich sagen will, kommt rüber. Der jeweilige deutsche Text ist auf jeden Fall vollständig der meine.
**Popular Lyric Writing. 10 Steps to Effective Storytelling, Berklee Press 2007
*Something I Want To Tell Ya“ auf: The Small Faces – Small Faces (Immediate 1967)