I still do / last night 30
Vielleicht wars der Elbphilharmonie-Virus, vielleicht Zufall. Aber es begegnete mir beim morgendlichen Aufräumen meiner im Wohnzimmer verstreuten Wannabe Werke, auch dieser Ausschnitt eines größeren Bildes, das in scheinbar unzählbaren Variationen in meinen Beständen auftaucht. Es war damals der Versuch, ein Gemälde hervorzubringen, das eine respektable Größe von mindestens 70×100 cm haben sollte. Wenn man als Ausgangspunkt das Display eines Smartphones bedenkt, war die Aufgabe schon anspruchsvoll. Unter diesen Bedingungen stellten sich mir viele technisch-handwerkliche Fragen, die ich aber nicht durch eine Aufrüstung mit immer komplexeren Apps lösen wollte, sondern mit Lösungen auf der Komplexitätsebene, auf der ich mich befand. Ich wollte die Nähe zu meinen Bildern behalten, ihre Einfachheit, ihre Voraussetzungslosigkeit auf der know-how Ebene, wie man in leichter Übertreibung formulieren könnte.
Das Großbild enthielt in der Hauptsache ein Panorama des Hamburger Hafens, so wie es sich den Gästen der Elbphilharmonie bietet. Tatsächlich kommen nur ein Bruchteil der Besucher bisher zu den Konzerten (obwohl fast ausnahmslos ausverkauft), die meisten kommen um des Schauens willen, um den sagenhaften Rundblick auf Hamburg zu erleben und natürlich um dieses Gebäude zu betreten, das so großartig und irgendwie sogar bescheiden wirkt, weil es auf jeden Prunk verzichtet. Inmitten dieses großen Bildes eines Panoramas sind aber kleine Inseln der Kommunikation. Eine davon ist das sich unterhaltende Paar auf einer Bank. Indem ich sie aus dem Bild herauszoome, wird aus dem Hintergrundgeräusch eines allgemeinen Redens sichtbarer und unsichtbarer Besucher ein Dialog, dessen Hintergrund ein Panorama ist. In das reine Bild dringen die Worte ein, und als Buchstaben werden sie wieder zu Teilen dieses neuen Bildes.