last night 36 – bobos in barcelona
Whatsapp Foto der letzten Tage. Heute wie aus dem Nichts die Aufforderung des Fotos verstanden. Es musste eine HmH Behandlung her. Ich bin erstmal zufrieden. Vielleicht aber in der Zukunft doch noch ein paar kleine Hinzufügungen.
Der Titel hört sich ein wenig ironisch an, ist aber fast so etwas wie ein soziologischer Begriff der Jetztzeit. Bobos ist ein Neologismus, der sich aus zwei Begrffen zusammen setzt: Bourgeois und Bohemien. Er meinte zunächst die moderne Upperclass, aber ich verstehe ihn nicht in diesem geradezu klassenkämpferischen Sinn, sondern eher als ein Lebensgefühl von ungewisser Dauer. Dieses Gefühl speist sich aus bestimmten Lebensumständen, als da sind :angekommen in Jobs, die eine Zukunftsperspektive haben, wie z.b. IT-Branche, Kulturbetrieb, Eventmanagement, New Food, Medienbranche, Design etc.). Dadurch verfügen sie über einen gewissen Aktionsradius und nutzen Spielräume, wie sie weder im Studentenleben vorher vorhanden waren, noch im möglicherweise späteren Leben mit Kindern vorhanden sein werden. Sie investieren viel Lebenszeit in ihre Vernetzung mit Leuten in vergleichbarer Lebenssituation, durch die berufliche Schachzüge möglich werden. Sie interessieren sich für ihre Karriere, haben aber zugleich die Vorstellung einer gelingenden Life/Work Balance. Bobos, könnte man sagen, befinden sich in einer Lebensphase, die es früher auch schon gab. Aber heute dauert sie im Allgemeinen wesentlich länger und bildete so eine Kultur. Und nicht wenige bleiben in ihr hängen, weil dir Verlockung, die von ihren Möglichkeiten ausgeht, groß ist. Die Egozentrik, die sie ermöglicht, macht süchtig. Und der Süchtige will nicht raus, er will mehr.
P.S. Es gibt einen österreichischen Spielfilm („Wer hat uns bloß so ruiniert?“), der die Verwerfungen protokolliert, die zum Ende dieser Lebensphase vier befreundete Paare im Wien der heutigen Zeit durchleben, Der Film steckt voller guter Details und genauer Beobachtungen. Leider funktioniert er als Film nicht so richtig. Der Slang der Stadt macht viele Gespräche für den Normalhörer unverständlich, zugleich wird aber die Stadt als Kultur, als Sucht, als Bild in dem Film sträflich unterschlagen. Aber schaut ihn ruhig mal an, er hat so seine Momente…