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lp-stories 5 – bob marley „natty dread“

Posted on 13. Oktober 20197. März 2021

lp-stories 5 – bob marley „natty dread“

Es gab mal eine Zeit, da wusste der normale deutsche Musikhörer noch nichts von Reggae, nichts von Bob Marley. Und von Jamaica, dem „Island In The Sun“ hatte man zuletzt von Harry Belafonte gehört. Dann gab es Ankündigungen in der noch rar gesäten Musikpresse der Bundesrepublik der 70er Jahre vom „next big thing“. Bob Marley sollte er heißen. Sein Name war schon einmal im Zusammenhang mit Eric Clapton’s Version von Marley’s „I Shot The Sherif“ aufgetaucht. Dieser Song, der die Tänzer in den Diskotheken in seiner eigenartigen Rhythmik zunächst ratlos machte, aber dann immer mehr begeisterte. Jetzt wurde die neue Platte Marley’s erwartet. „Natty Dread“ sollte sie heißen, aber man musste sie ausdrücklich bestellen. Warten war angesagt. Und das Schicksal wollte es, dass ich genau an dem Tag der Besitzer dieses Werks wurde, an dem eine Party stattfinden sollte. Party war damals gleichbedeutend mit einem Dauertanzen im Wohnzimmer und Nudelsalat und Schmalzstullen essen in der Küche. Beides unterstützt von Bier aus Kästen und dem französischen Landwein von Aldi Feinkost. Die Zeremonien begannen mit den Klassikern: Deep Purple, den Rolling Stones usw. Dann fasste ich den Mut, das fremde Ding hervorzuholen. Als sie auf dem Plattenteller ihre Rotation begann, gab es kein Halten mehr. Wieder und wieder hörten wir Natty Dread und tanzten dazu. Und schon an diesem Abend wurde unser Hit gekürt: „No Woman No Cry“. Unsere Ohren und Beine hatten ein kleines Stück an der Geschichte der Rockmusik teilgenommen, der Reggae war in Lüneburg angekommen und unser Song wurde ein Hit für alle. Die nächste LP wurde dann mit einigen Auftritten in Deutschland promotet, und mein Bruder, den inzwischen auch das Reggaefieber befallen hatte, und ich einigten uns auf das Konzert in den Düsseldorfer Messehallen. Kein Ort mit Ambiente, aber Bob Marley und die Wailers standen auf der Bühne, zuvor hatte uns schon Rico begeistert, und dann gab es kein Halten mehr. Bob Marley war unser Focus, die Band spielte begnadet, die Backgroundsängerinnen schickten wie eine sanfte Brandung  Response auf Response hinter dem nach vorne drängenden Gesang Marleys hinterher, wiegten ihre Körper im Rhythmus der Musik, und wir Westeuropäer rätselten fasziniert welches Geheimnis hinter diesem Groove verborgen war. Natürlich gab es Zugaben, viele Zugaben und irgendwann drehten wir uns um, um zu sehen wie viele Zuhörer noch da waren, die mit uns nicht genug kriegen konnten an diesem Abend. Und dann erkannten wir die Menschen, die die ganze Zeit hinter uns und mit uns Zeuge dieses Konzerts waren. Es waren die Musiker der Band Kraftwerk, deren musikalisches Universum an diesem Abend sehr wahrscheinlich auch auf diesen Moment zusammengeschrumpft war. Wir alle waren im Reggae-Himmel.

Das Leben wollte es, dass ich am nächsten Tag wieder zurück nach Lüneburg fuhr. Zufällig hatte ich mitbekommen, dass der Bandtross die gleiche Richtung nahm und am folgenden Abend in der Hamburger Musikhalle auftreten sollte. Ich kam noch im leichten Taumel des Erlebten in Lüneburg an, predigte, was mir widerfahren war, und konnte tatsächlich jemanden überzeugen, am Abend nach Hamburg zu fahren. Als wir uns der Musikhalle mit meinem Citroen 2CV näherten, sahen wir schon, es würde voll werden. Der Ticketschalter war noch geöffnet und wir bekamen zwei der letzten Karten in der letzten Reihe. Auch diesmal war es ein herausragendes Konzert. Das Ambiente der Musikhalle mit seinen üppig gepolsterten Sitzen, den schweren Samtvorhängen, die die Bühne wie ein Geheimnis verhüllten, den steilen Rängen der üppigen Ausstattung  des Konzertraumes war akustisch und überhaupt so ganz anders als die eigentlich zu große Messehalle mit ihrem in schlichter und strenger Reihung aufgestelltem Gestühl aus Metall und Plastik in Düsseldorf. Nach dem letzten Song kam auch in Hamburg begeisterter Applaus auf. Marley und die Band warfen sich in die Zugabe. Wieder Applaus und dann verließen die Hamburger zufrieden ihr Konzert. Ich hätte ihnen mindestens noch drei Songs sagen können, auf die sie an diesem Abend freiwillig verzichtet hatten.

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