über meine bilder – teil 3
Vor ungefähr drei Jahren begann ich Bilder zu malen, ein „Maler“ werden zu wollen. Für diese neue Rolle in meinem Leben gab ich mir den hausmeister-heuser Namen.
Meine Werkzeuge waren und sind bis heute: ein normales smartphone, ein Touchpen, ein Laptop, ein Drucker und ein paar Filzstifte. Alltagsgeräte von heute. Mit diesen Werkzeugen entstehen Bilder, die beides zugleich sind: Reproduktionen und Unikate. Sie existieren als Dateien, aber sie bekommen fast alle auch als Druck noch wieder ein besonderes, das jeweilige Bild alleinstellendes Finish. ich habe dafür eine Formulierung gefunden, ich versehe sie mit einem „significant additional content“ (SAC), einer „wahrnehmbaren Hinzufügung“.
Aber jetzt das, um was es mir diesmal geht. Ich gehe von der Annahme aus, dass grundsätzlich jedes Bild fluid ist (also immer zugleich Anfang und Ende einer kreativen Sequenz). Damit meine nicht nur meine Bilder, sondern wirklich alle. Ich kann mir jedes Bild zu eigen machen, aber auch: jeder kann sich meine Bilder zu eigen machen. Diese Aneignung geschieht, indem ich in die Semantik eines Bildes eingreife, zum Beispiel, indem ich aus dem Bild einer Tagszene das Bild einer Nachtszene mir verwandle. Meine Herangehensweisen an Bilder nenne ich Malstrategien; für das genannte Beispiel heißt die Strategie „Semantik-Transfer“.
Die Malstrategien entspringen meinem Kopf, sie haben für mich spezielle Bedeutungen. Ich habe sie auf der Grundlage meiner Möglichkeiten entwickelt. Ich weiß um die Begrenztheit meiner Fähigkeiten, aber unbegrenzt sind die Möglichkeiten, diese Beschränkungen kreativ zu nutzen. Als weiteres Beispiel nenne ich die Malstrategie, die ich „Transformation“ nenne. Auf meiner Website habe ich unter dem Titel „The making of the bizzy lizzies“ versucht, den Entstehungsprozess des Bildes mit den Bizzie Lizzies zu veranschaulichen. Von einer Transformation spreche ich in diesem Fall, weil der Ausgangspunkt der Bildentwicklung mit dem Bild, das am Ende entstanden ist, keine sinnvolle Verbindung mehr hat, außer den Prozess selbst. Welchen Status haben nun diese Bilder, die auf diesen eigenartigen Wegen entstanden sind ?
Der Ausgangspunkt meiner Bilder ist fast immer ein Foto. Entweder habe ich es spontan gemacht, oder es ist ein Foto, das ich genau deshalb aufnahm, weil ich es malen bzw. übermalen wollte. Mein, etwas prosaisch ausgedrückt, Herstellungsprozess ist nicht für alle Bilder identisch, sondern im Gegenteil: er ist nahezu für jedes Bild spezifisch. Zum Beispiel. Nehmen wir den Ausgangspunkt für eine Serie von Bildern: Die Mauern im Restaurant/ Bar VISCVLE in Lüneburg. Diese Mauern haben etwas Malerisches von Anfang an. Ein ganzer Kosmos von unterschiedlichen Rot- und Grautönen, manchmal Richtung violett, manchmal ins Orangene gehend.
Mit meiner Handycamera habe ich Fotos von verschiedenen Stellen des dort freiliegenden alten Mauerwerks gemacht, dann ausgedruckt, dann sowohl leicht koloriert, als auch stellenweise deckend bemalt. Dadurch ergab sich mein erster Zufriedenheitsmoment. Dieser führte schließlich zu einem Foto oder scan dieses ersten Bildes. Dieser Ausdruck wiederum wird zum Ausgangspunkt einer zweiten Bearbeitung. Ich bedenke noch einmal den Ausschnitt, als auch die Farbwirkung insgesamt, bearbeite diese Aspekte, drucke wiederum aus und füge von mir spontan noch etwas hinzu. Diese Erweiterung ist bildaesthetisch ein Versuch. Er entwertet nicht automatisch das erste Bild. Es kann eine Ergänzung sein, manchmal sogar eine Umdeutung (Semantik-Transfer) und Neuorganisation des Bildes (Transformation) mit sich bringen. Das heißt zu jeder Sequenz stellt sich die Frage der Strategie neu. Zu den auf diese Weise entstehenden Bildern kann und darf es verschiedene Wahrnehmungen geben. man mag das einfache oder das labyrinthische bevorzugen – alles gut! Niemand hat nur eine Empfindung beim Anblick eines Bildes.