über abstrakte bilder Posted on 12. September 202215. Mai 2024 Über Abstrakte Bilder (2. überarbeitete Version)(für alle die, die meinen Text ÜBER MEINE BILDER UND BILDER ÜBERHAUPT – 9 , schon gelesen haben, nicht wundern, dies ist eine Wiederholung unter einem neuen, etwas abgeänderten Titel.. Ich hatte mich immer vor der parallel erscheinenden englischen Version gedrückt, weil ich mit der Übersetzbarkeit des Textes unsicher war. Nun habe ich eine, mit der ich es versuchen möchte. Zugleich wollte ich auch einen neuen Titel, damit der Text auffindbarer wird. Der Unterschied zur Erstfassung ist nicht allzu groß aber doch bemerkbar. Zum einen habe ich versucht die implizite Struktur meines Streams etwas deutlicher werden zu lassen, ein paar Begriffe sind geändert, ein paar Sätze am Ende. Nicht mehr, nicht weniger. Dies vorweg, jetzt kommt der eigentliche (aber schon bearbeitete)Text : Ja. ich weiß, der Text ist zu lang. Aber jede Verzögerung macht ihn noch länger, weil wieder etwas genauer gesagt werden will. Ständig eilen die Worte meinem eigenen Verstehen voraus. Sätze werden geschrieben und ich versuche sie zu begreifen, wenn sie ihre Form angenommen haben. Insofern ist mit weiteren Überarbeitungen zu rechnen. Im Falle des Falles werde ich sie durchnummerieren, die nächste Bearbeitung würde also eine (2) angehängt bekommen. Ob meine Bilder zur Erörterung des Folgenden brauchbar sind, mag deren Betrachter/in in seiner/ihrer ureigenen Freiheit entscheiden. Ich möchte in diesem Moment vor allem meinen „stream of consciousness“ teilen, der mich beim Nachdenken über das Besondere abstrakter Bilder durchströmt hat und die Erfahrungen aufgreifen, die ich selbst mit dieser Aufgabenstellung gemacht habe. Ich schalte jetzt mal zum stream – pssst, wir hören einfach mal rein … …. wenn ein sogenannter „freier Künstler“ frei malt, also ohne Vorlage, ohne Modell, ohne etwas aus der Außenwelt darzustellen, also das, was wir so gemeinhin als eine der Kriterien von abstrakt bezeichnen würden, kann er bei der Betrachtung seines Arbeitsergebnisses nur auf sein subjektives Empfinden als beurteilende Instanz setzen, denn er wäre nicht mehr frei, würde er eine von mehreren Menschen erdachte und zwischen ihnen ausgehandelte Bewertungsidee gelten lassen. Frei ist er aber zugleich auch insofern, als sein Urteil nicht notwendigerweise auf zuvor ungedachten Kriterien basieren muss, Freiheit heißt in diesem Zusammenhang einzig, unbedrängt von Äußerem eine innere Gewissheit zu erreichen.Ob ein Werk ästhetisch verantwortbar ist, also ob man es mit gutem Gewissen ausstellen kann, kann ein Künstler nur subjektiv entscheiden. Wenn das so ist, dann erkenne ich darin auch meine Situation bei der Zwischenbetrachtung eines im Entstehungsprozess befindlichen abstrakten Bildes. Die Frage an mich selbst lautet im Prinzip so: Ist diese bemalte Fläche, die vor mir auf meiner Staffelei steht, für mich jetzt schon DAS BILD oder ist es bis jetzt nur ein BILD, oder noch nicht einmal das. Angenommen mein Urteil fällt positiv aus, präsentiere ich dieses BILD der Öffentlichkeit, im allgemeinen in einer Galerie. Was passiert dann? Das Kunst-Publikum, also die Menschen, die in einer Galerie einem neuen ungesehenen Werk als Betrachter sich zuwenden, spiegeln in ihrer Rezeption des Werkes im Prinzip den Entstehungsprozess desselben. Da das Bild als abstraktes die Verbindung zur Gegenständlichkeit und zu anderen Referenzen abgelegt hat, kann es nur in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen werden. Und zugleich nur durch die Einzigartigkeit der Subjektivität des Betrachters. Diese Wahrnehmungsleistung setzt einen „gebildeten“ Betrachter voraus. Nicht in dem Sinne gebildet, dass man als sogenanter Bildungsbürger etwas oder ganz viel (auswendig) weiß, sondern dass man etwas inwendig spürt. Es sind die Ergriffenheit, die Erregtheit, die durch das Bild die Kontaktaufnahme von zwei Subjektivitäten begleiten. DAS BILD, das der Künstler durch sein malerisches Wirken als für ihn sinnvolles manifestiert hat, entsteht durch den Rezeptionsprozess des Betrachters ials das für den Rezipienten sinnhafte DAS BILD wieder neu. Dieser DAS BILD-Sinn ist nicht etwas dem Bild anhaftendes Dingliches, nichts physikalisch Definiertes, sondern eine Potenz, eine Kraft. Ein Werk ist immer die Transformation eines Wirkens in eine Potenz, eine Ermöglichung von Sinn. Dieser Potenz eines Bildes tritt der Rezipient gegenüber. Das Werk wirkt auf ihn. Die Potenz definiert also nicht die Art der Wirkung, sondern ermöglicht diese nur. Sie ist deren Voraussetzung. Die Rezeption wendet sich zwar dem Werk zu, aber kann in ihm nur die eigene Subjektivität, die eigene Welt spiegeln und herausfordern, weil die Abstraktion gerade die intersubjektiven Anteile eines Bildes im Gestaltungsprozess abstreift, (man müsste besser von einem Entstaltungsprozeß sprechen, wenn es dieses Wort gäbe).Dieser Prozess schafft durch die Gegenstandslosigkeit des abstrakten Bildes ein reines Bild. Das heisst: Es gibt keine Bedeutungs-Identität von DAS BILD auf der Schaffensseite und dem Rezipientenurteil DAS BILD auf der Seite der Rezeption. Aber auf beiden Seiten dieses Prozesses wird Im Werk Sinn wahrgenommen, denn der Rezeptionsprozess selbst ist in seiner Essenz eine Suche nach Sinn. Durch den Sinn eines Bildes verbinden sich die Elemente der Wahrnehmung des Bildes zu einer Gestalt, die aber in dem Fall der Abstraktheit die Gestalt eines Begriffes ist. Es gibt also nicht nur einen Gestaltbegriff, sondern es muss auch so etwas wie eine Begriffsgestalt geben.In der Abwesenheit von gegenständlich geerdeter („schmutziger“)Subjektivität wird Wahrheit möglich und sichtbar, nicht physikalisch sondern in einer Art synästhetischen Kognition von Stimmigkeit in sich, die man auch „Reinheit“ nennen könnte. Sie ist die bildliche Seite der Wahrheit. In der Eigenschaft der Reinheit, man denke an die Geschichte der unbefleckten Empfängnis der Maria, der Jesus/Gottesmutter in der Bibel, sehen wir Menschen schon immer das Göttliche („himmlische“), Gott ist die kategorisch nicht erkennbare Gestalt im Abstrakten, eine Art SUPER-SINN. In seiner nicht wahrnehmbaren Gestalt gründet sich seine Unvergleichlichkeit. Aber auch nur so macht er Sinn. Er ist der Zielpunkt unseres ureigenen Sinnens, das eine sinnliche bzw, Sinnvergewisserung ist, eine Besinnung. Erst mit der Vorstellung von einem Gott macht das Leben Sinn, bzw. im Sinn ist Gott als unser Gott existent. Aber immer in einem so unmittelbar nur mir zugänglichen subjektivem Sinn, als subjektiver Gott.Das abstrakte Bild ist also in der Form der Malerei das, was in der Form der Vorstellung die Religion, der Gedankenkomplex des Göttlichen ist. Ein solches Bild verweigert sich jeder Konkretion und zugleich durch diese Eigenschaften auch dem Götzendienst, der auf dem Grund jedes gegenständlichen Bildes lauert. Statt Götzendienst kann man heute auch von einer Ideologisierung des Bildes sprechen, eine Indienstnahme göttlicher Bilder für profane Zwecke, gerne auch als Krieg. Abstrakte Bilder schirmen sich durch ihre Nichtsichtbarkeit von Inhalten dagegen ab. Sie haben eine Leerstelle. Diese Leerstelle wird zum Ausgangspunkt eines unbedingten Denkens, man kann es auch Meditation nennen, die man vor diesem Hintergrund als den Versuch benennen könnte, Gedanken zu erfahren, die im Zustand der Nichtsichtbarkeit als unfassbar erscheinen…. nicht greifbar und damit nicht begreifbar. Meditation ist also ein Denken ohne Begriffe. Statt nach dem Unfassbaren zu greifen, öffnet man sich ihm und erfährt es als Evidenz, ein Wissen, das man nicht im Denkprozess des Begreifens mit Macht und Interesse an sich zieht, sondern das zu einem kommt und aus dem Inneren leuchtet . Eine so gewonnene Einsicht lässt sich nicht als Ideologie wieder entäußern, weil Evidenzen im Äußeren in sich zusammenfallen, wie ein zartes Gespinst, das man zwar betrachten kann, das aber nicht von Hand zu Hand wandern kann, ohne dabei zerstört zu werden…Hier bricht der Stream plötzlich ab …. und es herrscht wieder Stille, bzw. zurück bleibt das Rauschen des Seins, bis irgendein Ereignis in der realen Umgebung uns zurückholt in den Dschungel aus Konkretionen, den wir als unseren Alltag wahrnehmen. Ähnliche Beiträge Ähnliche Beiträge:corona sessions und dann?über meine bilder, teil 1über meine bilder - und bilder überhaupt - 9die "here comes the judge" sessions, teil 1