die tänzerin – über meine bilder 5.1
In der letzten Zeit, wenn ich koronabedingt nach längerer Zeit Menschen begegne , die mich kennen, so schallt es mir nicht selten entgegen: Hausmeister, was macht die Kunst? und wenn ich dann einige Beispiele vielleicht sogar auf dem Handy dabei habe, dann heißt es oft, oh du machst jetzt auf abstrakt. Nicht ganz, sag ich dann manchmal, aber bevor ich mich erklärt habe, streben die Zuhörer anderen Zielen zu. Liebe/r LeserIn, ich hoffe, du sitzt gemütlich im Sessel und bist die/der erste, der mir wirklich zuhört.
Ich habe dem Bild den Namen „die Tänzerin“ gegeben. Habe ich jetzt eine Tänzerin malen wollen, fragst du ? Nein, ich wollte einfach ein Bild malen. Dieses Bild ist keine Abstraktion von etwas schon Existierendem, Konkretem, sondern die Negation von etwas Konkretem. Diese Negation entsteht, wenn ich ohne Darstellungsabsicht loslege, also das Bild bei sich bleibend nur als Bild male, Striche und Farben und Flächen verwende, aber nur als sie selbst, nicht als Mittel zur Darstellung von etwas anderem. Wenn das Blatt dann auf diese Weise sich gefüllt hat, betrachte ich das fertige Bild, man könnte sagen, das Primärbild. Im herkömmlichen Sinn eigentlich das Original und auch das Ende der künstlerischen Aktivität. Dieses „Original“ aber ist für mich erst der Ausgangspunkt des künstlerischen Prozesses, des „Bildermachens“. Ich versuche zu finden, ohne etwas zu suchen. Vor allem suche ich das Bild im Bild, nicht unbedingt die immer wieder auftauchenden zufälligen Konkretionen im Bild, sondern das kunstartige Bild als Teil und im Raum des Primärbildes. Mit diesem Akt der Selektion stiftet man, wenn er gelingt, einen neuen Bildzusammenhang mit einem neuen Focus, der als Folge dieses Eingriffs eine Sequenz ästhetischer Entscheidungen auslöst, die den Kunstcharakter des Sekundärbildes begründen (Fortsetzung folgt im nächsten Post).